BIM-Reifegradmodell – Und wie reif sind Sie?
Building Information Modeling gilt als integrierter Prozess über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes hinweg. Das Reifegradmodell nach Bew & Richard ist ein fester Bestandteil des BIM. Dieses umfasst vier Stufen (Level 0-3), welche als theoretische Meilensteine in der Entwicklung von BIM gelten. Je nach Umsetzung bzw. Tiefe des Anwendungsbereiches finden sich Unternehmen in einem der vier Level wieder und können auf dieser Basis evaluieren, welche weiteren Schritte es einzuleiten gilt, um die Stufe des höchsten Levels zu erreichen.
Von 0 auf 100
Level 0 beschreibt ausschließlich das konventionelle Arbeiten mit 2D-CAD-Zeichnungen. Auf dieser Stufe erfolgt keine digital unterstützte, kollaborative Zusammenarbeit der Projektbeteiligten. Der Austausch von Informationen erfolgt mittels ausgedruckter Pläne.
Mit Level 1 erfolgt der Daten- und Informationsaustausch auf Basis von 2D- und 3D-Zeichnungen. Aufgrund des Fehlens einer zentralen Projektplattform werden die relevanten Daten über separate Informationssysteme versendet. In dieser Phase werden bereits BIM-Werkzeuge für Teilaufgaben herangezogen.
Level 2 stellt die erstmalige Nutzung der BIM Software dar. Die Erstellung der 3D-Fachmodelle erfolgt weiterhin unabhängig, der Daten- und Informationsaustausch findet jedoch nach definierten Regeln über spezifische Referenzmodelle statt. Die Zusammenführung der einzelnen Fachmodelle ermöglicht die Lösung von Planungskonflikten (u.a. Kollisionen). Ein durchgängiges Informationsmanagement in der Verantwortung des Auftraggebers sichert die Datenqualität und Einhaltung der BIM-Projektziele.
Auf Level 3 befindet sich für den ganzen Lebenszyklus ein einziges, zentrales BIM-Modell für alle Projektbeteiligten. Durch eine Kollaborationsplattform (common data environment, CDE) lassen sich die gesamten Daten und Informationen zum aktuellsten Projektstand entnehmen und laufend bearbeiten. Spezialisierte netzwerkbasierte Technologien speichern, teilen, und steuern den multidisziplinären Input und Output der Projektbeteiligten.
Eins, Zwei, Alle
Bei der Umsetzung von BIM ergeben sich je nach eingeführtem Level unterschiedliche Anforderungen an den Benutzerkreis. Level 1 beschränkt sich lediglich auf die BIM Anwendung und einen Verantwortlichen. Level 2 setzt zumindest die Kollaboration zweiter Akteure voraus. Aufbauend darauf benötigt Level 3 hingegen ein systematisches Verständnis aller relevanten Technologien, Prozesse und Richtlinien von allen Projektbeteiligten.
Unabhängig von den oben angeführten Leveln ist das übergreifende Ziel die konsequente Nutzung des digitalen Gebäudemodells. Dabei sollen alle Projektbeteiligten und der gesamte Lebenszyklus berücksichtigt werden. Aus diesem Grund wird das Modell häufig nicht als Reifegradmodell zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit, sondern vielmehr als Umsetzungsleitfaden zur Erfüllung bestimmter Normen angesehen.